Predigt zum Pfingstfest am 20.05.18 von Frank Seidler – Familientag Nadrensee

Letzte Woche wurde in den Medien berichtet: Über den Sinn von Pfingsten weiß heute kaum noch jemand Bescheid. Allgemein wird es als Frühlingsfest gefeiert. Schlimm ist, dass es auch viele Menschen betrifft, die sich als Christen verstehen. In Wahrheit ist Pfingsten nämlich entscheidend für den Glauben. Warum ist das so? Ein Körper ist nur so lange lebendig, wie sein Motor funktioniert. Unser Herz versorgt den Körper mit frischem Blut und wenn das Herz stehen bleibt, dauert es nicht lange und alle übrigen Funktionen bleiben stehen. Selbst wenn das Herz nur krank ist, kann man sehen, wie schwach ein Mensch wird und verfällt. Pfingsten hat mit dem „Motor des Glaubens“ zu tun. Dadurch wird der ganze Christ am Leben erhalten und erhält Kraft für den Alltag. Der „Motor des Glaubens“ ist Gottes Geist.
Jeder Mensch hat zunächst seinen eigenen Geist in sich. Unser Geist hat verschiedene Funktionen. Unser Gewissen gehört dazu, unser Wille und unsere Intuition (innere Erkenntnis), das Gespür, was „dran“ ist. Unser Geist regelt unsere Entscheidungen. Wie wichtig das ist, kann man daran merken, wenn man Menschen sieht, die geistig krank oder behindert sind. Sie leben zwar, aber funktionieren nicht richtig.
Es gibt kein lebendiges Christsein ohne den innewohnenden Geist Christi. Ohne ihn ist der Christ bestenfalls „schwerbehindert“. Weil wir ohne Gottes Geist nur mit unserem eigenen Verstand versuchen, Gottes Willen zu erkennen und uns danach auszurichten oder bestenfalls mittels Gewissen, Willen und Eingebung.
Für heute sind uns einige interessante Verse als Predigttext gegeben. 1.Korinther 2 ab V 11 „Denn wer von den Menschen weiß, was im Menschen ist, als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist? So hat auch niemand erkannt, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes.“ Schon in diesem Vers wird gezeigt, wozu der Geist Gottes dient und wie notwendig er ist. Niemand kann Gott richtig verstehen, ohne dass er Gottes Geist in sich hat. Das kann man auch immer beobachten. Es gibt Millionen Menschen, die mit Gott in Beziehung leben wollen. Das Problem ist: Sie verstehen ihn nicht. Weil sie ihn nicht verstehen, aber die Sehnsucht haben, in seiner Gunst zu sein, versuchen sie, mit dem eigenen Verstand oder dem, was sie von anderen hören, sich nach Gott auszurichten. Wenn aber jemand Gottes Geist empfangen hat, dann weiß er, was Gott will. Von außen ist das so, dass man immer Überraschungen erlebt. Man könnte denken, dass jemand, der in einem christlichen Land aufgewachsen ist, ein besseres Verständnis von Gott haben müsste. Das ist nicht automatisch so.
Wir können das bereits in den Evangelien lesen, dass einige, die nicht in der jüdischen Tradition lebten, mehr von Gott wissen als das Volk Gottes, die Juden (Mat 8,10 / Lk 7,9 / Mat 15,22). Und das ist bis heute nicht anders. Es gibt Menschen, die von ihrer Erziehung oder Herkunft Jesus Christus nicht kennengelernt haben. Aber sie haben ein Verständnis für die Dinge Gottes gewonnen, wenn und weil Gottes Geist in ihnen wirkt.
Die wichtigste Sache, die der Geist Gottes wirkt ist, dass wir ein Verständnis bekommen. Und das führt dazu, dass Gottes Geist in uns Glauben weckt. Im NT ist uns gesagt: „Wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und die belohnt, die ihn suchen“. Heb 11,6 Viele Menschen haben Angst vor Gott. Sie wollen ihn nicht ärgerlich oder traurig machen. Aber es fehlt der Glaube, dass er sie belohnen will. Das ist immer ein Zeichen, dass Gottes Geist nicht ungehindert in ihnen wirkt.
Wir lesen weiter in V. 12 „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind.“ Dieser Vers sagt uns, dass es neben dem Geist Gottes auch einen Geist der Welt gibt. Der Geist der Welt kann auch fromm sein. Fromm im Sinne von religiös. Es gibt Millionen Menschen, die sind sehr religiös. Ich behaupte, dass man auch unter den 1,5 Millionen Flüchtlingen, die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen sind, mehr religiöse Menschen hat, als die, die sie willkommen geheißen haben, die sie aufgenommen und Gastgeber waren. Und trotzdem haben die meisten dieser religiösen Menschen nicht den Geist Gottes, sondern den Geist der Welt. Auch in den Kirchen ist der Geist der Welt stärker verbreitet als der Geist Gottes. Man kann das an den beiden vorher genannten Punkten leicht erkennen.
Der Geist Gottes wirkt weiterhin, dass wir zu Gott „Vater“ sagen können. Für viele ist er der „HERRGOTT“. Sie haben Respekt, aber der Geist Gottes wirkt Liebe. Wir lesen im Römerbrief (8,15) dass wir zu Gott „Papa“ sagen. „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wieder zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ Der Begriff, der gebraucht wird, bezeichnet eine sehr enge und vertrauensvolle Beziehung. Kennen wir Gott als Papa, dann ist das ebenfalls ein Zeichen dafür, dass der Geist Gottes in uns wirkt.

Das zweite Kennzeichen: Niemand kann ohne Gottes Geist sagen: HERR JESUS (1.Kor. 12,3). Viele reden von „Jesus Christus“. Natürlich kann ich wie über jede geschichtliche Person auch über Jesus Christus reden, aber durch Gottes Geist kriege ich eine andere Beziehung zu ihm. Das ist ein enger Ausdruck. Das ist gemeint: „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind. Davon reden wir auch, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, indem wir Geistliches durch Geistliches deuten.“ V 12-13

Weil wir die Dinge kennen, die Gott uns geschenkt hat, verkündigen wir auch geistliche Dinge durch geistliche Mittel. Hier haben wir das dritte Kennzeichen, dass Gott wirkt.

Zusammengefasst:
1. Durch Gottes Geist kennen wir Gott
2. durch Gottes Geist haben wir eine enge Beziehung zu ihm
3. durch Gottes Geist können wir das, was wir haben, anderen mitteilen.

Ich stehe heute hier als einer, der mehr als 40 Jahre mit Jesus Christus unterwegs ist. Ich merke selbst den Unterschied, wie es heute ist und vorher war. Die Bibel sagt, dass auch Männer Gottes im Verkündigungsdienst mit Furcht und Zittern stehen. „Und ich war bei euch in Schwachheit und mit Furcht und in vielem Zittern.“ 1.Kor 2,3
Ich kann mich gut erinnern, wie durch Verkündigung diese Furcht ausgelöst wird: nicht etwa die Furcht vor Menschen, sondern die Furcht, irgendetwas Falsches oder Eigenes zu sagen, was Gott nicht gewirkt hat. Heute ist diese Furcht einer großen Freude gewichen, dass Gottes Geist immer
zur richtigen Zeit die richtigen Worte gibt. Wenn Gottes Geist in uns wirkt, dann wirkt er auch die Freimütigkeit, von Jesus Christus Zeugnis zu geben. Und zwar nicht durch menschliche Weisheit. Nicht der ist ein guter Prediger, der am längsten studiert hat und an einer berühmten Uni war, sondern der, der das Wort Gottes angenommen hat und das Wort in seinem eigenen Leben wirken lässt und darauf vertraut, dass es auch in dieser Welt seine Wirkung tut.
Und deswegen ist die vierte Sache, dass Gottes Geist in uns Kraft wirkt. Das Wort ist dann nicht einfach gesagt und vergessen, sondern es hat Kraft zum Leben. Unter uns sind viele Menschen, bei denen das Leben zerbrochen war, ohne Zukunft. Heute ist das Leben dieser Gläubigen voller Frucht, weil sie Gottes Wort annahmen. Ihr Leben wurde erneuert, so als wenn sie auf einen festen Fels gestellt wurden. Das wirkt der lebendig machende Geist.
Und dann V 14 „Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.“
Die fünfte Wirkung des Geistes: Er bringt uns in Verbindung mit Gott und mit den anderen Glaubenden ABER trennt uns auch von denen, die Gott nicht gehorchen wollen. Das geschieht,
ohne dass wir etwas dazu tun.
Gottes Geist verbindet mit Gott und trennt von der Welt. Das ist manchmal schmerzlich, weil diese Trennung auch durch die Familien gehen kann. Viele haben solche Erfahrung machen müssen. Dennoch bleibt die Freude, mit Jesus Christus und mit Christen in Verbindung zu sein. Ihre Freude
für das eigene Leben ein festes Fundament zu haben, wird jedoch von den eigenen Angehörigen nicht geteilt. Der Ehepartner oder die Kinder wollen nichts damit zu tun haben. Das kann eine bittere Erfahrung sein. Aber der Gewinn, den wir haben, ist größer als der Verlust, den wir erfahren.
Und damit zusammen hängt die Tatsache, dass wer durch Gottes Geist geleitet wird, zwar Gott versteht und alle anderen versteht, aber er selbst wird nicht verstanden. Wir können das wieder bei Jesus Christus selber sehen. Oft hat er gelehrt und gepredigt und doch haben ihn sogar seine eigenen Jünger nicht verstanden. Das hat sich erst durch das Pfingstfest geändert, als der Geist Gottes in ganzer Fülle auf sie gefallen ist. Da wurde ihnen die Bibel lebendig und in derselben Vollmacht verkündigten sie, wie Jesus Christus wirkt. Bis dahin war das schwierig, was Jesus Christus gesagt hatte, zu verstehen.
Keiner von uns muss sich mit Krümeln zufrieden geben. Wir feiern heute einige Taufen. Fünf Leute sind vorbereitet. Und ihr dürft wissen, dass dieser Schritt zur lebenslangen Verbindung mit dem Herrn Jesus Christus sowie das Bekenntnis zu einem Leben unter seiner Herrschaft erst der Anfang ist. Er hat noch mehr! Er will jeden mit der Fülle des Geistes beschenken, damit wir alle hineinwachsen in den ganzen Reichtum der Fülle Gottes. Und das ist es wert zu feiern, sich immer auch gegenseitig zu erinnern und Gott zu preisen. Das wünsche ich uns auch für den Alltag, dass wir uns miteinander aufmachen zu der ganzen Fülle der Gotteskindschaft!

Sonntagspredigt-dt

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