Missionsreisen nach Griechenland: 2012 und 2013
Video über unsere erste Griechenlandreise vom 22. April bis 6. Mai 2012
Das Video wurde uns freundlicher Weise von Marco Schnell zur Verfügung gestellt.
Missionsreise nach Griechenland vom 19. bis 26. Juni 2012
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Zum zweiten Mal in diesem Jahr ging es für uns nach Athen, um mit weiteren Flüchtlingen Kontakt aufzunehmen.
Das Team unserer Juni-Griechenlandreise setzte sich diesmal aus Frank Seidler und seinen beiden Töchtern Johanna und mir, Jessica, zusammen. Am 20.6. kurz nach Mitternacht in Athen angekommen, schlugen uns zur Begrüßung schwüle 27 Grad entgegen. Am Flughafen hiess uns ein Mitarbeiter von Hellenic Ministries willkommen und quartierte uns nahe der Gemeinde in einer Wohnung ein.
Am ersten Tag besuchten wir per Taxi die verschiedenen Büros für Asylantenhilfe in Athen. Unter anderem sprachen wir mit der Vorsitzenden von „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF) in Athen und besuchten die dortige Niederlassung von „Doctors of the World“. Am Abend suchten wir in den Wirren von Athens Straßennamen eine Zahnarztpraxis für die Immigranten.
Als wir am Donnerstag wieder im Gemeindezentrum ankamen, warteten schon die ersten Menschen auf uns. Die heißen Stunden des Tages über durften wir in einem schattigen Raum des Zentrums arbeiten. Trotzdem ließen sich die Tage nur mit 2 Ventilatoren und einer riesigen Menge Wasser aushalten. Während Frank sich die zahlreichen Schicksale anhörte, war es die Aufgabe von uns Töchtern, Fotos von den Familien oder einzelnen Personen zu machen, Kopien der Dokumente anzufertigen und die Kinder der vielen Familien zu beschäftigen.
Während dieser Zeit lernte ich drei Kinder kennen deren Geschichte mich sehr berührte. Bereits seit über vier Monaten sind die drei von ihrer Mutter getrennt, die in Deutschland wartet, bis alle Anträge durch sind. Die Kinder sind währenddessen alleine in Athen, nur beaufsichtigt von einem Mann den keiner richtig kennt. Durch lustige Spiele und ein wenig Zeit gewann ich ihr Vertrauen und nach einiger Zeit waren wir ‘beste Freunde’. Auch mit den anderen Kindern hatten wir Freude. Die meisten waren erst zu schüchtern um auf unsere Spiele einzugehen aber als wir an einem Tag ein paar Malsachen mitbrachten, waren selbst die schüchternsten Kinder Feuer und Flamme.
Die nächsten Tage verbrachten wir stets zusammen mit unseren Übersetzern Kourosh und Azad. Wir arbeiteten meistens bis etwa 18 Uhr, dann ging’s zu unserem Lieblingsrestaurant in der Nähe, in der wir bald wie Freunde behandelt wurden.
Wenn wir abends in der, mittlerweile „milden“ Hitze zu unserer Unterkunft gingen, sahen wir oft die Schönheit, die Griechenland ausmacht.
An einem Abend besuchten wir nach getaner Arbeit eine Pastorenfamilie aus dem Irak und andere Gläubige die in einer Art Asylantenheim, in einem der vielen Stadtzentren wohnen. Wir unterhielten uns lange über die Situation der Asylanten
in Griechenland und hatten viele Fragen über Gott und den Glauben mitgebracht.
Der Montag schien ein normaler Tag zu werden, doch ich hatte mich getäuscht, denn Montags gibt es im Gemeindezentrum immer eine Essensausgabe für die Obdachlosen und Asylanten. Gegen 14 Uhr füllte sich der Essenssaal des Zentrums und es wurde zunehmend lauter. So sehr, dass man nach einer Weile kaum sein eigenes Wort verstehen konnte, geschweige sein Gegenüber. Nach mehreren Stunden ebbte zwar der Geräuschpegel ab, nicht aber der Strom der Menschen, die sich Hilfe von uns erhofften. Dieses mal wurde es 23 Uhr, bevor wir unsere Tagesarbeit beendet hatten.
Am Dienstag, dem Tag unserer Abreise sollten wir uns 12 Uhr zum Flughafen begeben. Doch da immer wieder andere Menschen mit ihren ergreifenden Anliegen kamen, verzögerte sich unsere Abfahrt auf 13:30 Uhr, so dass wir unseren Abflug gerade so schafften.
Am Flughafen warteten wir noch etwa 20 Minuten und stiegen schließlich als letzte in das Flugzeug. Mit ergreifenden Erlebnissen und Eindrücken erfüllt und mit teilweise gebräunter Haut kamen wir dann gegen 24 Uhr Zuhause an.
Am Ende hatten wir über 100 Menschen und ihre Familien kennengelernt, ihre Geschichte aufgenommen und versuchen nun, ihnen wo möglich weiterzuhelfen.
Für mich war es interessant zu sehen wie sehr sich die Schicksale der Menschen unterschieden und wie unterschiedlich sie darauf reagierten. Manche sind an ihrer Vergangenheit zerbrochen, andere haben sich davon nicht zerbrechen lassen. Aber alle hatten eine Gemeinsamkeit: Sie alle schöpften durch unseren Dienst neue Hoffnung.
Deshalb ist es wichtig, dass wir diese Arbeit im Namen unseres Herrn Jesus und unter dem Segen Gottes weiterführen. Die Menschen erfahren durch unsere Arbeit neue Hoffnung und können dadurch ihre Herzen für Jesus öffnen. Für alle die uns darin wodurch auch immer unterstützen, sind wir zutiefst dankbar.
Missionsreise nach Griechenland im August 2013
Vom 13.08 bis zum 27.08 waren unser Missionsleiter und eine dolmetschende Mitarbeiterin in Griechenland unterwegs, um den in Athen gestrandeten Asylsuchenden zu helfen. Dabei kam es zu vielen segensreichen Begegnungen mit Menschen, die um Jesu Willen aus ihren Heimatländern fliehen.
Während der 2 Wochen in Griechenland, stand vor allem die Familienzusammenführung nach Dublin II im Vordergrund. Dabei wurden so viel Informationen wie möglich gesammelt, um Familien zusammen zu bringen, die während der Flucht auseinander gerissen wurden.
Mit großer Sorgfalt wurden die unterschiedlichen Schicksale dokumentiert, wodurch sich die Chance auf eine unproblematische und möglichst schnelle Zusammenführung erhöht.
Die beiden Wochen waren erfüllt mit vielen guten Gesprächen, in denen immer wieder die Botschaft Jesu weitergegeben werden konnte.
Zeugnisse von Flüchtlingen aus Griechenland:
Hier ein paar Zeugnisse von Menschen, denen wir in Griechenland begegnet sind und die tiefes Leid erlebt haben, durch Verfolgung, Misshandlung bis hin zum Verlust von Familienmitgliedern. So wie die drei kleinen Geschwister, von denen wir in unserem Bericht der Missionsreise im Juni 2012 berichtet hatten und deren Mutter nach Deutschland flüchtete und sie alleine in Griechenland verblieben sind. Ihnen und anderen wollen wir helfen wieder mit ihren Familien zusammen zu kommen.
Eine Frau aus Afhanistan berichtet:
Als gebürtige Afghanen waren wir Teil der ca. 6 Mio. Menschen umfassenden Untergrundkirche im Iran geworden. Ein Regierungsbeamter war auf unsere Gemeinde als Spion eingesetzt und liess nach 6 Monaten alles auffliegen. So bekamen wir von der Regierung, als Auflage für Ausländer ein Ultimatum, dass wir in 24 Stunden das Land zu verlassen hätten, sonst würden wir gehängt, so wie die Leiter der Gemeinde. Nach Afghanistan konnten wir nicht zurück, weil dort die Verfolgung noch schlimmer ist. So flohen wir nach Griechenland, weil wir glaubten, dass Gott etwas Besseres für uns vorbereitet hatte. Als wir ankamen, trafen wir dort nur auf Probleme und Ablehnung. Seit 6 Monaten kämpfen wir um Bleibe und Aufenthaltsgenehmigung. In dieser Zeit wollte ich, statt beim Mittagsgebet zu danken, Gott anklagen und ihn fragen, warum er dieses alles zuließ. Stattdessen kam aus meinem Mund nur Dank heraus, dass wir noch am Leben sind und zu essen haben. Das wurde durch Gottes Geist in meinem Herzen geweckt. Ich erkannte: Es ist egal wo einer ist oder wie schwer die Situation ist, Gott ist der, welcher Freude und Dankbarkeit schenkt.
Jesus begegnete ihr in einem Traum
Ich kam aus einer sehr strengen moslemischen Familie, aber meine Schwester zeigte mir einmal die Bibel. Ich wies sie zurück, da ich es nicht für nötig fand, noch ein anderes Buch über Gott zu lesen, als den Koran.
Einige Zeit später hatte ich einen Traum: Ich sah meinen eigenen Schatten, der in einer Ecke zusammengekauert saß. Dann sah ich ein großes Haus mit einer offenen Tür zum Garten, wo ein großer schöner Mann in ganz heller Kleidung stand. Ich fragte: „Was ist los hier?“ Plötzlich sah ich auch Schafe, viele lebendige und ein totes und Er sagte: „Ein Schaf wurde bereits geschlachtet, das genügt!“ Dann wachte ich auf. Am nächsten Tag war ich bei meiner Schwester, die gerade einen christlichen Kanal sah. In dem Moment als ich hinsah, sah ich dasselbe Bild von Jesus und den Schafen an seiner Seite wie in meinem Traum. Ich schrie: „Das ist genau das was ich letzte Nacht sah! Wo kann ich mehr über Jesus erfahren?“ Und meine Schwester antwortete: „Jesus wird weiter zu dir sprechen in deinem Herzen“ und gab mir eine Bibel. Ich betete immer mehr und suchte Gott und Gott antwortete mir im Gebet.
Stichpunktartige Schicksale
- Eine Frau mit zwei Töchtern aus Afghanistan, wurde von ihrem Mann in der Türkei getrennt, als sie von Schmugglern bis zur Grenze gebracht wurden. Seit einem Monat hat sie nichts von ihm gehört.
- Kurz vor der Heirat kamen die Taliban auf einen jungen Mann zu, um ihn als Mitarbeiter zu gewinnen, aber er widersetzte sich. Seitdem wollten die Taliban ihn töten, so dass er in den Iran zog und dort heiratete. Sie lebten dann 5 Jahre dort. Im vergangenen Jahr, wurden sie nach Afghanistan ausgewiesen. Daraufhin begann die Verfolgung durch die Taliban erneut. Von dort sind sie dann nach Griechenland geflohen
- Eine andere Familie wurde bei ihrer Flucht kurz vor der griechischen Küste einfach aus dem Boot geworfen. Einer Tochter starb dabei, die anderen zwei konnten sich retten.
- Eine andere Familie floh aus Afghanistan wegen der Taliban und lebte zunächst drei Jahre im Iran. Die Frau mit einem behinderten Kind kam von dort nach Deutschland. Die anderen drei Kinder blieben beim Vater, eins davon schwerst behindert.
Das Leid einiger Familien ist unglaublich, so dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Man will helfen weiss aber gleichzeitig nicht wie, weil die meisten keinen Status als politische Flüchtlinge haben. Besonders schlimm war z.B. das Schicksal eines 17 jährigen gläubigen Jungen aus Nordafrika, dessen Vater ermordet und der als Kindersoldat versklavt worden war. In diesen Jahren wurde er schwerst misshandelt und ist ein Wrack, mit dem Körper eines Greises und der verletzten Seele eines kleinen Jungen.